Es hat doch alles seinen Sinn im Leben – so auch die Tatsache, dass H. das Treffen zum Gespräch mehrfach verschieben musste. Ja, ich war sauer, enttäuscht und gefrustet, dass es so war, aber ich muss im Nachhinein sagen, dass diese 3 Wochen Zwangspause und Nachdenkenszeit gut waren. Ich merke vermehrt, dass ich länger an Dingen knabbere, bis ich die Ursachen erkenne und so war es auch hier.
Wäre zum ersten Termin hauptsächlich der letzte Drop und der Dreier Thema gewesen, war schon zum zweiten Termin klar, dass es eigentlich um Grundsätzliches geht. Zum dritten und finale Termin, war ich soweit, dass ich zumindest meine Verhaltensweisen klar analysiert hatte, die Beweggründe erforscht hatte und mir da auch sehr an die eigene Nase greifen musste, weil ich – und das ist meine größte Aufgabe für die Zukunft – einfach nicht klar genug kommuniziere. Es überrascht mich selber immer wieder, aber es ist so, ich sage scheinbar nicht klar und deutlich, was ich möchte, was ich nicht möchte und vorallem sage ich sehr selten sehr deutlich, wenn etwas für mich nicht in Ordnung ist oder ich vielleicht Hilfe gebrauchen könnte. Und das sind dann eben auch Dinge, die ich niemand anderem als mir vorwerfen kann. Klappe aufmachen und sagen, was Sache ist, Frau Lila! Das hämmer ich mir jetzt einfach solange ein, bis es sitzt.
Soviel mal vorab… Die Gesprächdetails erspare ich Euch … Fakt war, ich hatte die ganze Zeit ja schon dafür gesorgt, dass klar war, dass das kein Bashing-Rosenkrieg-Gespräch sein soll. Und auf H’s Hinweis, dass er das Gespräch für mich machen würde, konnte ich guten Gewissen sagen, dass ich das nicht möchte – sondern, dass er es für SICH macht… Weil auch er daraus was lernen kann… Und das wollte er ja immer – lernen und verstehen… Dass ich wollte, dass das der Kontext des Gespräches wird, das hatte ich hier ja schon mehrfach betont. Also achtete ich darauf, dass ich sehr bei mir blieb, betonte, wie sich etwas für mich angefühlt hat oder wie etwas für mich angekommen ist… Und was die Konsequenzen daraus waren… wenn ich mich nicht verstanden gefühlt hatte oder in der elendigen Casual-Todesfalle steckte, die in meinem Kopf ein Verbot darstellte ihm „zur Last“ zu fallen und einfach mal zu sagen „du, ich brauch das jetzt“ … wie gesagt – klarer kommunizieren, was ich möchte, brauche, wenn ich Hilfe brauche… *mantrawiederhol* An einem Punkt sassen wir beide mit Tränen in den Augen auf meiner Couch, nahmen uns in den Arm … sprachen weiter… An irgendeinem Punkt wurde es wirr, weil dann alles aus mir raussprudelte, weil ich merkte, dass er mir wirklich zuhört… Ich glaube schon, dass ich einiges gesagt habe, was er nicht gewusst hat … Und das, ich wiederhole mich, hätte ich vielleicht einfach klarer sagen müssen. Sicher hätte er auch einfach die Kommunikationswege offener gestalten können, er wird sicher zukünftig an dieser Schraube auch anderen gegenüber etwas drehen… 🙂
Am Ende waren und sind wir uns einig: Wir passen zu gut, als dass wir es einfach wegwerfen wollen, aber wir müssen einen neuen Weg finden. Unser „Problem“ ist tatsächlich die Kommunikation. Zum Einen die Kommunikation, wenn wir uns nicht sehen – Email ist nicht unseres…. Daher werden zukünftig über Email nur „Smalltalk“ oder – sollte es dazu kommen – Terminabsprachen geführt oder eben der Aufruf „Mir geht’s schlecht, ich brauche Hilfe“… weiteres nicht, dann müssen wir eben sehen, wie wir uns spontan sehen können, um das zu Klären… Alles andere ist tabu in Emails.
Das Andere ist die Session-Kommunikation: Ich muss für mich rausfinden, wo meine Grenzen liegen… Da ich keine wirkliche Schmerzgrenze habe, aber dennoch hinterher oft emotional damit zu kämpfen habe, muss ich rausfinden, woran ich merke, dass DAS jetzt grade zuviel ist. Ich habe durchaus eine Limitliste, aber die ist sehr klein und umfasst eher emotionale Limits als Technik-Limits. Daran feile ich ja bereits in den Neu-Kontakten, das hilft schon sehr mir einfach klarzumachen, was ich möchte. Diese Aufgabe habe ich auch von meinen „Mentoren-Doms“ bekommen, die beide in nächster Zeit meine gestaffelten Limitlisten sehen wollen. Also Limits für Neu-Doms, Limits für vertraute Doms, Softlimits, Hardlimits etc pp.
Schon im Vorfeld, dann aber auch im Gespräch mit H. ist mir z.B. klar geworden, dass ich einen Rahmen brauche – Ich brauche das Vorgeplänkel zum Eintauchen, ich brauche eine Art „Startschuss“ und ich brauche aber auch einen Abschluss. Ein Grund für die angespannte Situation zwischen und meinen doch häufiger vorgekommenen Drops war unsere Morgenrunde. So schön sie war und ja, meist habe ich sie initiiert, aber wenn sie vorbei war, war eben meist keine Zeit mehr für Kuscheln oder langsam raustauchen… Dann ging es ZackZack unter die Dusche und aus der Tür raus… Mein Kopf hat dann sofort auf Funktionsmodus umgeschaltet… Herz und Bauch waren aber noch nicht soweit… Hätte ich ihm nicht früher sagen können, das ist einer der Punkte, der jetzt erst bei längerem Nachdenken rauskam… Ich kannte mich ja selber nicht wieder, meine Arbeit litt, mein Freundeskreis litt aber mein Kopf war mit irgendwas beschäftigt und ich wusste nicht mit was… Nun denn, jetzt weiss ich es. Und weiss demnach eben auch, dass ich einen runden Abschluss brauche… Und wenn es nur die 5 Minuten kuscheln oder gemeinsam fertig machen sind…
Weitere Lektion aus diesem „Drama“ – ich muss mehr auf meinen Bauch hören … und man muss mir gestatten auf meinen Bauch zu hören und mich nicht anzupflaumen, wenn ich das tue … und wenn das bedeutet, dass ich ein Date absage, weil man mir zu gestresst „klingt“ … dann habe ich das gute Recht dazu… und sollte nicht befürchten müssen, dass man mich verlässt oder sauer auf mich ist oder sonst irgendwas in diese Richtung.
Wir hatten einfach ein beschissenes Timing, haben beide an vielen Stellen alle Warnsignale ignoriert, die Bauchmeldung meinerseits und die Kopfmeldung seinerseits zur Seite geschoben und einfach weitergemacht… Lektion gelernt.
Wie geht es weiter?
Es ist erstmal Pause … Ich brauche Zeit … Das war jetzt alles ein bisschen viel auf einmal, ich möchte meinen Kopf wieder klar bekommen, mein Leben wieder in regulären Bahnen verlaufen lassen, meine Aufgaben erledigen und – zur Ruhe kommen. Die Suche nach anderen Doms verläuft so ruhig wie die letzten Wochen, ich treibe mich auf den Plattformen rum, ich beantworte Emails, schreibe aber proaktiv gerade keine … Wenn mein Bauchgefühl an irgendeiner Stelle aufmuckt, dann beende ich den Kontakt … Früher als ich es vorher getan hätte. Wenn sich daraus etwas entwickelt, wunderbar … Ich bin aber nicht böse, wenn das noch ein bisschen dauert.
Bei mir steht beruflich meine stressigste Phase an, da brauche ich meine Kraft und meinen Kopf … das geht so mit Mitte/Ende März…. Ich peile Anfang April an, bis dahin sollte alles wieder in ruhigeren Fahrwassern sein … Dann wird folgendes aber einer meiner Wünsche sein: Ich will keinen Status und keine Standards… Das bin ich nicht… Das funktioniert für uns nicht … Und wenn wir dieses Besondere nur sein können, wenn wir uns selten sehen – dann werden wir uns nur selten sehen. Vielleicht merken wir auch in der Zeit bis dahin, dass uns nichts fehlt oder uns jemand anderes besser geben kann, was der jeweilige sucht… Vielleicht treffen wir uns im April zum „Spielen“ wieder und haben beide ein blödes Gefühl dabei, vielleicht wird es großartig… Wir haben beide keine Glaskugel… Ich für meinen Teil brauche die auch nicht, ich habe Kapitel 1 jetzt abgeschlossen, meine Aufgabenliste ist voll und wann Kapitel 2 weitergeht, werden wir sehen…
Meine Abenteure-Highheels sitzen perfekt und der Leatherman beschützt mich… Ich habe alle Zeit der Welt – Was will ich mehr?