Es geht weiter, das nächste „Opfer“ hat sich gefunden und es wundert sich wahrscheinlich keiner, dass er hier auftaucht.
Lila features DasManuel.
Ich habe ihn hier schon oft gelobhudelt, vorgestellt, gefeatured. Zusammenarbeiten präsentiert und fungierte als „Rent-A-Motivator“-Stimme im Hintergrund Vordergrund.
Dieser Mann hat die typischen depressiv-selbstzerstörerischen Züge von Künstlern, zweifelt permanent an seinem Talent und der Qualität seiner Arbeit. Immer, wenn ich ihn treffe, schaue ich nach, ob noch beide Ohren dran sind oder ob er schon „auf-van-Gogh“ macht. 🙂
Schaue ich mir seine älteren Werke im Vergleich zu den heutigen Werken an (die von DasManuel *g*), muss ich sagen, dass ich hier manchmal die digitale Welt verfluche. Und ich von Glück sagen kann, dass ich ihn entdeckt habe, zu einer Zeit, wo nicht alles mit dem Tablet geschaffen wurde sondern auch durchaus, vermehrt sogar, zum Stift gegriffen hat. Das kann er so gut, dass seine Zeichnungen bei mir an der Wand hängen und im Geldbeutel stecken und mich dort erfreuen.
Genug gelobhudeleyt, ab in die Bilder:
A blog … in scribbles
Deine Motivation damals – Ich könnte den einleitenden Text kopieren, der ist aber auf englisch… Ich zeichne viel und dachte es wäre nett, einige der Scribbles in einer Gallerie zusammenzustellen.
Besonderheiten in der Ausführung – Viel Ge-Scanne und ich habe die Zeichnungen nachträglich eingefärbt (blau und rot, keine Ahnung, warum – vielleicht weil weiß, blau und rot meine Lieblingsfarben sind?)
Deine Sicht heute – Die selbe wie damals: Ich zeichne viel, aber nicht genug. Deshalb werde ich da auch nicht besser. Nochmal würde ich so einen Beitrag allerdings nicht veröffentlichen – wohl aber Konzept-Scribbles zu fertigen Werken (das habe ich seitdem wiederholt gemacht).
Ich weiß gar nicht genau, wo ich da anfangen soll. Also zum Einen ist es mit Stift gemalt und es ist ein Scribble. Ein scheinbar nebenbei entstandenes Sammelsurium, Doodles, Sketche… ABER ich finde, dass die gesammelten Werke ein deutliches Bild, eine Handschrift zeigen. Ob das die spitzen Hängebrüste sind, die Pickel auf dem Penis oder der Fokus auf HighHeels – man findet hier alles, was DasManuel auch später in anderen Zeichnungen verwendet hat.
Die Geschichte um die beiden Kinder (Hänsel und Gretel?) würde mich sehr interessieren, ebenso die Idee des Schlagringes.
Am meisten gefällt mir glaube ich an diesem Sammelsurium, dass ich mich damit beschäftigen kann und etwas bewundern kann, was ich selbst nicht vermag. Und dies mit einer scheinbaren Leichtigkeit aufs Papier gezaubert wurde. Es zeigt mir außerdem die breite des Portfolios – erotisch, witzig, süß, skurril, abstrakt, schockierend – da ist alles dabei.
Little Girl
Deine Motivation damals – Ehrlich gesagt… ich habe keine Ahnung (mehr), was mich zu diesem Bild motiviert hat. Dazu gibt es ja Fortsetzungen; da geht es dann um Selbstverstümmelung in abstrakter Form – das Mädchen scheint keinen Schmerz zu empfinden bzw. hat sogar Spaß daran. Hier, beim ersten Bild, drückt sie noch Erstaunen, Schmerz, Traurigkeit etc. aus. Möglicherweise wollte ich einfach nur schocken? Ich weiß es wirklich nicht mehr.
Besonderheiten in der Ausführung – Das Bild ist in weiten Teilen aus Detailfotos und Nachzeichnen dieser entstanden – so beispielsweise die Hände oder die Frisur des Mädchens.
Deine Sicht heute – Die Frau im Hintergrund würde ich heute anders ausführen. Schon als Silhouette, jedoch ‚kontextbezogener‘ (die war glaube ich auf einem Club-Flyer). Das Blut auf dem Rock ist zu wenig durchscheinend und sieht deshalb unecht aus. Rest ist okay, ich mag den Stoffhasen. 😉
Ich glaube, das ein späteres Bild der Reihe „Little Girl“ eines der ersten Bilder von DasManuel war, über das ich gestolpert bin. Ich fühle mich da sofort an HappyTreeFriends erinnert. Und die mag ich – sehr sogar. Genau mein Humor 🙂
Ich entdecke auf diesen Bildern immer was Neues – so auch heute – die Smiley-Haarspangen hatte ich vorher noch nicht so wahrgenommen … dass der popelnde Finger der Mittelfinger ist, dafür habe ich auch eine Weile gebraucht. Ob DasManuel immer so tiefgehend denkt, dass einen unerwiderte Liebe von innen heraus zerstören kann? Keine Ahnung. Aber ich kann es reininterpretieren. Ja, es mag ein wenig Psycho sein – aber sind wir nicht alle ein wenig Psycho.
Schön finde ich die gewollte oder auch ungewollte James-Bond-Logo-Anlehnung 🙂
Dominatrix
Deine Motivation damals – Ich scribbelte eine übertrieben füllige Frau (sie ist übrigens im Beitrag ‚A blog … in scribbles‘ zu finden) und wollte diese Übertreibung in ein entsprechendes Bild übertragen. Meine Vorliebe für High Heels erkennt man an der höheren Detailtreue beim Schuhwerk, die Frisur ist von Julija Timoschenko inspiriert; eine Frau mit sehr spezieller erotischer Ausstrahlung.
Besonderheiten in der Ausführung – Die Hände der männlichen Figur sind aus einem Lustigen Taschenbuch, von einem gefangenen Panzerknacker. 😉 Wie auch bei ‚Little Girl‘ verwende ich hier wenig Farbe und arbeite mit starken Kontrasten (bei ‚Little Girl‘ – vor allem den ‚Fortsetzungen‘ – allerdings besser umgesetzt). Die Variante mit dunklem Hintergrund ist am Ende und spontan entstanden. Diesbezüglich habe ich ein wenig mit den Möglichkeiten des Blog experimentiert (das sind zwei Bilder, die klickbar sind).
Deine Sicht heute – Den Mann würde ich weglassen und die Domina würde direkt den Betrachter anblicken. Die Hautschattierungen wären überzeugender – oder würden fehlen. Der Ohrring sieht irgendwie seltsam aus. Wahrscheinlich würde ich das Monokel ebenfalls entfernen (Sekretärinenbrille statt dessen) und die Brustwarzen piercen. 😛
Jetzt wird’s persönlich. Ich glaube, dass dieses Bild der Anfang der Gedankenkette war, die es mir erlaubt hat, überhaupt über den Gedanken nachzudenken, ob ich dominant sein wollen würde und könnte. Mir gefiel zwar einiges NICHT an dem Bild (Die Brüste, ehrlich jetzt? 😉 ) aber die Grundsituation machte mich an. Und damit war der Gedankenfluß im …äh… Fluß. Wir kannten uns damals nicht aber ich musste immer schmunzeln, weil die Figur meiner jetzt nicht SO unähnlich ist (ich habe definitiv schönere Brüste und keine roten Brustwarzen!). Der Sklave gefällt mir gut, weil es genau die Art Demütigung ist, die ich ausüben wollen würde.
Ich mag hier auch das Spiel mit den Schatten – Domina hat einen weissen Schatten, Sklave einen schwarzen. Vielleicht ein wenig angelehnt an Paula Abdul’s Straight Up-Video?
Erst durch DasManuels Antworten habe ich heute entdeckt, dass das Monokel an der Brustwarze festgemacht ist.
Ich möchte noch auf die Füsse des Sklaven hinweisen – ich übe das ja grade selbst und dieser Fuß – ist toll in seiner Proportion und „Einfachheit“.
Love. Suicide. The Gilded Palace of Sin. A Masochistic Novel Graphic.
Deine Motivation damals – Ich wollte eine Geschichte über ein SM-Arrangement schreiben, ohne die – in meinen Augen schreckliche – ‚Fifty Shades‘-Verklärung, die man oft in diesem Zusammenhang vorgeführt bekommt. Ja, ich weiß, Fifty Shades of Grey gab es damals noch nicht (oder zumindest hatte ich noch nichts davon gehört) – ich meine die romantische Verklärung einer an sich eher brutaldirekten Situation. In der Erzählung sind persönliche Vorlieben bzw. Fantasien eines sadomasochistischen Verhältnisses verarbeitet.
Besonderheiten in der Ausführung – Ich habe das als Novel Graphic tituliert und auch entsprechend angelegt – als 5 kapitelbezogene Bild-Panels, die die Textaussage verstärken (sollen, hoffentlich). Der Text selbst ist auch mehr als nur Buchstaben, er visualisiert sich in Teilen selbst. In den Kapiteltiteln spiegelt sich meine Vorliebe für Musik wieder – sie sind nach dem jeweils gleichen Schema mit kapitelbezogenen Lied- und Albumtiteln angelegt.
Deine Sicht heute – Die meisten graphischen Elemente erscheinen mir jetzt zu plump. Auf die Überblendung in Kapitel 01 bin ich aber immer noch stolz, die sieht echt echt aus. Den Anfang von Kapitel 03 finde ich furchtbar – weiß allerdings immer noch nicht, wie ich die Situation mit ‚besseren‘ Worten beschreiben sollte.
Ein wenig geschummelt, weil es AUCH Text enthält – aber dennoch lesens- und guckenswert. Ich bin mir nicht sicher wann, aber relativ am Anfang schickte mir DasManuel den Link hierzu und ähnlich wie bei der „Dominatrix“ war damals überhaupt nichts in mir, was mich auf die Idee hätte bringen können, Switcher zu sein. Ich fand die Vorstellung tatsächlich eine Weile „ekelig“ und stellte mir immer wieder die Frage, wie ich jemanden respektieren sollte, der sich vor mir in den Staub wirft. Bis ich mal darüber nachgedacht habe, dass ich mich ja auch in den Staub werfe UND respektiert werden möchte.
Ich las also die Graphic Novel und hatte erstmal gar keinen Sinn für das Design – es störte mich regelrecht. Der Fokus war, dass ich den Inhalt aufsaugen und die Gefühle diesbezüglich sortieren wollte.
Heute, mit etwas Abstand, verstehe ich teilweise die Elemente erst so richtig (und ob ich sie richtig interpretiert habe, bleibt dann nochmal dahin gestellt).
Ich finde schon, dass es eher ein Werk für härter besaitete Menschen ist und auch nicht immer einfach. Aber es bringt einem den Menschen dahinter näher und gibt einen, sonst relativ seltenen, Einblick in die gespaltene Seele eines subs. Männliche subs haben es meines Erachtens überproportional schwerer – ihre Rolle zu akzeptieren, diese dann auch zu leben und sich dafür nicht zu schämen. Und es verschönt nichts. Diese Art von Sex kann dreckig sein, widerwärtig und abstossend anmuten… Aber – es ist für mich auch immer ein Plädoyer gewesen, dass alles möglich ist. Ich zitiere H. ungern aber mit dem Satz hat er was Wahres gesagt: Es ist erst dann pervers, wenn Du niemanden mehr findest, der es mit Dir macht.
(Disclaimer: In SSC oder RACK … oder mit der bewussten, aufgeklärten Einwilligung des Anderen)
Kurz: Ich lese und betrachte das immer mal wieder und sogar gerne.
J.
Deine Motivation damals – Bei einem Sonntagsspaziergang begegnete ich einer schüchternen jungen Frau mit einer schrecklichen Entstellung im Gesicht (hervorgerufen durch Akne, eine Allergie o.ä.). Ich fragte mich, inwiefern eine solche Entstellung in jungen Jahren Einfluss auf die Verhaltensweise, das Leben, der jungen Frau haben kann – ob sie jemand lieben könnte bzw. was sie für das Gefühl von Zuneigung zu tun bereit wäre bzw. was passiert, wenn eine solche Person ‚an den Falschen‘ gerät.
Besonderheiten in der Ausführung – Zu diesem Zeitpunkt las ich einen Roman von Haruki Murakami – 1Q84 – und war zutiefst beeindruckt von der Klarheit und Präzision seiner Romansprache. Diese Klarheit und Präzision wollte ich nutzen, um die Kurzgeschichte passend zum Thema bewusst kühl und menschenfeindlich erscheinen zu lassen.
Deine Sicht heute – Experiment gelungen. Ich bin mit dem Ergebnis sehr ‚zufrieden‘ und habe erreicht, was ich wollte. Zudem gefällt mir der ‚Story Twist‘ am Ende gut. Seit Veröffentlichung habe ich noch einige Details verändert – in Formulierung und Satzbau.
Zweite Schummelei – auch ein Text, aber einer der mich nachhaltig durchgerüttelt hat. Und wie ich finde, eines der besten „literarischen“ Werke von DasManuel.
Das Faszinierende daran ist, dass ich nichts von dem Wahrnehme, was DasManuel erreichen wollte – so lese ich einfach nicht. Ich achte nicht bzw. wenig auf die Sprache – zumindest dann nicht, wenn der Inhalt mich packt. Diese Geschichte konnte ich kaum lesen, weil mir sich permanent der Magen umdrehte bzw. ich losheulen wollte. Die Situation ist mir nicht unbekannt und das schwarz auf Bildschirmweiss zu lesen – das war nicht einfach. Aber so soll es sein. Wenn mich nichts mehr berührt, habe ich was falsch gemacht und auch die Kreativen, mit denen ich mich umgebe und von denen ich mich füttern lasse.
********************************
Vielen Dank an DasManuel fürs Zeit-Nehmen und Mitmachen.
Teil 1 mit Listenes gibt es hier.