Freitag

Freitag

Die Herbststürme, die gerade NICHT draußen stattfinden, die finden eben im Leben direkt statt.

Es wirbelt und saust und braust und alles muss neu aufgesetzt werden… Orientierung und atmen… ein Schritt nach dem anderen…

Ohmmmmmmmmmm 😉

Ein Lichtblick – am Freitag

Ein Lichtblick – am Freitag

Diese Woche hat ich meinen Termin zum Gesundheits-Check, das ist bei mir Routine, da passiert nicht groß etwas.

Eigentlich.

Ich rede seit 2010 mit meiner Hausärztin über erhöhte Leberwerte, Gewichtsreduktion, Depression u.s.w. Aber meine Werte waren immer zu gut, zu mehr als einer Ernährungsberatung hat es nicht gereicht, weil … trotz BMI über 40 bin ich zu gesund. So die Aussage. Es fielen dann immer Aussagen wie „Sie sind halt keine Couchpotatoe, sondern fit“.

Das ist ja sehr schön …. aber: Mir hat das nicht weiter geholfen. Im Gegenteil.

Wenn in der Therapie mein Essverhalten und mein Gewicht thematisiert wurden, war das zutiefst emotional. Das ist es seit über 30 Jahren. Ich kenne keine Phase meines Lebens, wo Essen KEIN Thema war. Ich wurde schon als Kind immer gemassregelt, fing schon früh an zu stopfen (weil was im Mund ist, kann mir keiner mehr wegnehmen) oder heimlich zu essen. Mit 12 gab es die ersten Kommentare meiner Mutter, ob ich nicht mal abnehmen wollen würde. Ab da befand ich mich in einem ständigen Fremdkontrollierten Essverhalten, das leider sehr stark an das Verhältnis mit meiner Mutter geknüpft war. In die Tanzstunde bin ich als Teenie nicht, weil ich dafür 2 KG weniger hätte wiegen müssen, in New York konnte ich mir 3 Klamottenteile kaufen, weil ich 3KG mehr verloren hatte als vereinbart, stritt ich mit ihr – aß ich die Schokolade in meinem Zimmer… die Geschichten sind endlos fortzusetzen. Dann nahm ich mal ab, weil ich in Typ X verschossen war – sobald sich das nicht erfüllte, nahm ich wieder zu… und so pendelte sich das immer weiter hoch.

Mein Glück war, dass ich wirklich immer sehr aktiv war und viel Sport gemacht habe. Und auch weiterhin manche Sportarten sehr liebe, zu anderen aber überhaupt keinen Bezug finde – obwohl mir die sicher sehr gut tun würden.

Nun steht in Aussicht, sollte ich denn einen Termin bekommen, in einem Adipositas-Zentrum betreut zu werden. Weil es eben nicht um Wissenslücken bei der Ernährung oder Bewegung geht, sondern weil mein Essverhalten gestört ist. Also brauche ich keine weitere Ernährungsberatung sondern ein Mischung aus verschiedenen Hilfestellungen, die ineinander greifen – denn alleine schaffe ich es nicht. Nicht in meinem Alltag. Nicht „bloss mit ein bißchen Disziplin und Willen“.

Allein die helfende Hand und das offene Gespräch mit meiner Hausärztin hat soviel freigesetzt, die Tränen flossen in Sekunden und hörten auch nicht auf. Und ich glaube ihr, dass sie mir helfen möchte. Mein Mindset arbeitet noch an dem „Hilfe annehmen“-Trigger, aber Dank Therapeutin-1 bekomme ich das ganz gut hin.

Nun also Daumen drücken, dass ich in der Adipositas-Abteilung einen Termin bekomme und dort bald anfangen kann. Dann kann ich endlich aufhören mir insgeheim zu wünschen, dass endlich jemand Hormonstörungen oder eine kaputte Schilddrüse feststellt oder eine Fettleber oder Diabetes… damit es endlich eine Erklärung gibt.

Ich muss folgendes noch hinzufügen:
Ich bin ein großer Fan von #Bodypositivity in allen Formen und Größen – #Fatshaming oder #skinnyshaming finde ich unnötig – jeder darf was er will, wie er will tragen und zeigen oder auch nicht. Wenn es mir nicht gefällt, dann muss ich nicht hinschauen. Ich gehe aber bei diesen Menschen auch davon aus, dass sie sich wohlfühlen, wenn sie sich so präsentieren. Und dann finde ich es okay.

Ich fühle mich schlichtweg nicht gut. Ich reise nicht mehr gerne, ich gehe nicht mehr in Freizeitparks. Ich liebe Fasching aber ich gehe nicht mehr verkleidet, weil ich nicht das trage, was ich mir vorstellen würde. Ich würde gerne mehr Strumpfhosen tragen, finde aber alle großen Größen da sehr unbequem. Seit 20 Jahren gibt es kaum Fotos von mir – erst Recht wenige, wo ich mich mag. Und im letzten Jahr habe ich kein Gramm zugenommen – laut Waage. Mein „inneres“, gefühltes Gewicht sagt aber sowas von +20 KG. Und ich fange an, mich zu verstecken. All das sind für mich Anzeichen, dass ich kein Aushängeschild für Bodypositivity bin. Weil ich es eben nicht so empfinde.

Dennoch bin ich froh, dass für mehr Akzeptanz gekämpft wird und ich kämpfe mit – aber nicht mit mir als „Vorbild“, denn ich bin keins.

…puh, der Beitrag war anstrengender zu Schreiben als ich dachte 🙂

Hier, ein „gute alte Zeit“-Song für das Wochenende

und aus aktuelleren Zeiten dies hier: