Ich habe mir diese Woche zwei Zitate gespeichert, die ich sehr interessant fand und die in mir arbeiten.
„Heil und ganz wirst du, indem du dich für den Weg der Heilung, der Selbstliebe und der radikalen Ehrlichkeit mit dir und deinen Mitmenschen entscheidest“
ImGegenteil
„Jemandem die Wahrheit auf deiner Perspektive zu sagen ist immer schwer. Es gibt so viele, die es nicht machen und sich dann hinter angeblicher Diplomatie verstecken. Das ist feige und schwach, aber das wirst du nicht ändern. Halt dich daran nicht auf, konzentrier dich lieber darauf, dass du zwischen deiner Wahrheit – und der der anderen Person – vermitteln kannst, dass eine Basis entsteht, um zu reden. Der andere liegt nicht gleich falsch, auch wenn du selbst völlig richtig liegst. Dann bist du nicht ‚der Arsch‘, sondern verdammt wertvoll. Und wer das nicht sieht, der verdient die Mühe vielleicht auch nicht.“
Lina Mallon
Soweit voneinander sind die beiden Zitate gar nicht weg. Mir ist das Gefühl, der Arsch zu sein, weil ich unangenehme Dinge an- und ausgesprochen habe, durchaus bekannt. Meine Familie spricht größtenteils nicht mehr mit mir und meine Mutter hat sich in ihrer Opferrolle zurecht gefunden, dass Sie ja nichts für die ganzen „Tretminen“ kann aber natürlich (!) souverän um diese herumnavigiert. Dass sie ständig selbst welche auslöst und legt, aber mitnichten mal welche entschärft – was ja vielleicht sinnvoller wäre – nun ja, darüber denke ich leise nach aber da ist sie beratungsresistent. Und man darf ja nicht vergessen – ich bin überhaupt Schuld daran und man muss mich schließlich in Watte packen. ÄH… ja nun. Nein. Aber egal, wie oft ich das sage – in den Köpfen meiner Familie hat sich das nun so festgesetzt und am Ende des Tages soll es mir Recht sein – ich habe nämlich das, was ich immer wollte: Weniger Druck, Ruhe und keine Verpflichtungen 🙂
Auf der anderen Seite fehlt mir nämlich genau -> Nichts 🙂
Die Anflüge vom schlechten Gewissen, der Stimme meiner Mutter in meinem Kopf, dass das doch Familie sei und sich das nicht gehöre und sowieso nicht normal sei – die werden weniger und wenn sie denn mal kommen, bringe ich die mit meiner eigenen Stimme, die mittlerweile laut und fest ist, zum Schweigen.
Heilen … warum auch immer, wie auch immer … aber mit dem letzten großen Zusammenbruch, der hier auf dem Blog auch erstmal alles stilllegte, kam irgendwie die Einsicht… es kamen Ideen, wie ICH es gerne hätte und es taten sich Wege auf, wie ich das wohl erreichen könnte. Das sind alles keine großartigen Dinge und sicher keine Rezepte zum Nachmachen, aber für mich hat es funktioniert.
Existenzangst
Essen oder Shoppen – „um mir was zu gönnen“ – als Seelentröster, Komfort, Liebe, waren ganz große Themen. Essen ist kein Thema mehr, es dient weder dazu, meine Mutter zu bestrafen, noch den Kerl, den ich gut finde und der doof zu mir war oder um einen Schutzpanzer aufzubauen bzw. zu erhalten. Das heisst nicht, dass ich schlagartig weniger werde oder Essen keine Bedeutung mehr spielt, aber es hat nicht diesen großen Platz in meinen Gedanken und meinem Tun. Das genieße ich gerade sehr. Shoppen hat noch immer den Gönn-Faktor, aber mittlerweile gemäßigter und immer mit der Frage: Wirklich? Will ich das wirklich? Nicht nur gerade JETZT sondern auch morgen? Und ja, das ist Belohnung und deswegen ist es sparsam eingesetzt.
Dadurch habe ich eine Chance meine Finanzen zu stabilisieren, habe keine Panikattacken mehr und kann mir eine Zukunft, unabhängig von meiner Mutter, aufbauen.
Beziehungen/Freundschaften
Ja, es verletzt mich, wenn ich übergangen, vergessen, nicht eingeladen werde – wenn man zuwenig oder gar nicht mit mir spricht – das sind alles Zeichen mangelnder Aufmerksamkeit und damit Zuneigung und Interesse. Daraus komme ich nicht wirklich raus, aber ich gehe damit um. Dann ist das halt so. Und wenn das so ist, dann muss ich diesen Personen auch keine Zeit und Gedanken mehr widmen. Das hat nicht mehr die Dramatik oder „Kampf-Streit-Kultur“ von früher. Ich ziehe mich einfach zurück, bin aber (wenn ich möchte) auch wieder da, wenn der andere sich bewegt. Ich wäge ab, ob ich erkläre wie und warum… Manchmal mache ich es, manchmal nicht… Und die Verletzungen, die Traurigkeit wird zugelassen und dann ist auch irgendwann gut.
Selbstachtung
So ein Modewort und trotzdem so wichtig. Die wirklich gemeinste und kritischste Person in meinem Leben, war (und bin) ich. Es gab und gibt keinen Menschen, der so schonungslos „ehrlich“ ist, Fehltritte nicht verzeiht, runterputzt – wie ich selbst.
Deswegen war mir irgendwann klar, dass ich damit aufhören muss, wenn ich möchte, dass es mir besser geht. Das ist nicht immer einfach, gerade beim Blick in den Spiegel ist es unendlich hart. Und ich bin noch sehr weit davon „gut“ oder „nett“ zu mir zu sein. Aber ich mache mich immerhin nicht permanent selbst fertig, so dass ich ein Häufchen Elend bin, dass total versteht, dass alles scheisse ist, weil ich nun mal selbst scheisse bin. Dieser Teufelskreis hat mir sehr lange Angst gemacht und ich befürchtete, mit jedem kleinen Windstoß, dass die Kacke wieder losgeht. Geht sie aber nicht. Auch wenn ich Fotos sehe oder den Spiegel und kotzen möchte, weil das nicht meiner Selbstwahrnehmung entspricht, was ich da sehe. So ist es halt. Und ja, ich kann das ändern. Aber ich ändere das in Etappen und mit Dingen, die ich auch realisitisch umsetzen und erreichen kann. Und wenn es mal nicht klappt, mit dem Sport – dann ist das okay und kein Weltuntergang. Denn manchmal tut es mir gut, ein Buch durchzulesen – weil ich es möchte und weil ich es kann. Einfach so. Diesen Seelenfrieden gibt mir dann vielleicht gerade nichts anderes.
Mein Ziel?
Hmm. Ich habe ja gerade Therapieurlaub und anders als die letzte Male geht das wirklich gut. Es gab Trigger und die habe ich selbst gelöst. Ich bin stabil und fühle mich wohl. Mein enges Umfeld bestätigt mir das: „Du bist entspannter, glücklicher, ausgeglichener – Dir geht es gut“.
Eigentlich möchte ich sofort aufhören, aber ich glaube so 2 Themen gibt es noch, an die muss ich noch ein bißchen ran. Aber ich möchte eigentlich bis Oktober sagen können: Vielen Dank für Ihre ganze Hilfe, Frau Therapeutin, aber jetzt möchte ich es gerne mal eine Weile alleine probieren und schauen, wie ich zurecht komme. Und mir damit auch ein Stück Freiheit zurückerobern. Meine Freiheit. Für Dinge, die mir Spaß und mich glücklich machen.